3. Soziale Infrastruktur und Gesundheitsversorgung

Die Grün – Offene Liste setzt sich dafür ein, dass die Förderung der „Interkulturellen Zentren“ nicht als freiwillige Leistung, sondern als Pflichtleistung der kommunalen Verwaltung gezählt wird. So können gewachsene Strukturen gefestigt und die soziale Infrastruktur gestärkt werden (siehe auch Punkt 2, Stadtverwaltung).

Zur Stärkung der Sozialen Infrastruktur zählen wir auch die Gesundheitsversorgung. Allen Menschen, die in Köln leben, muss das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit, Heilung, Anerkennung und Prävention vor allem bei vermeidbaren Verschlechterungen von gesundheitlichen Zuständen anerkannt werden. Daraus folgt, dass es allen Menschen möglich sein muss, zum Arzt bzw. zu einer Ärztin gehen zu können. Wir verstehen Gesundheit nicht im Sinne einer Fit-für-den-Arbeitsmarkt-Verwertbarkeit, sondern als grundlegendes Recht auf

  1. existentielle Sicherung im Sinne einer Grundversorgung
  2. den Zugang zu physischer und psychosozialer medizinischer Versorgung.

Und deswegen fordern wir:

  • den Ausbau der „Migranten Medizin“ nach dem Vorbild der Malteser. Dort können Menschen ohne Papiere und Versicherungsschutz medizinisch behandelt werden. Besonders für das rechtsrheinische Köln fordern wir mindestens eine Anlaufstelle. Die Mehrsprachigkeit und Diversität der Stadt lässt sich auch hier nutzen, indem mehrsprachiges Personal geschult und eingestellt wird, um die Verbesserung der medizinischen Versorgung aller Menschen auszubauen.
  • die Verbesserung der psychosozialen Versorgung von Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung in Köln und die stärkere Forcierung einer diversitätssensiblen und rassismuskritischen Öffnung der Sozialen Dienste. Mit dem Gesundheitszentrum für Migrant*innen in Köln gibt es bereits eine wichtige Anlaufstelle, die hervorragende Arbeit leistet und weiter unterstützt werden muss. Das Gleiche gilt für die wichtige Arbeit des Therapiezentrums für Folteropfer vom Caritasverband der Stadt Köln, wo schwerst traumatisierte Geflüchtete aus Kriegs- und Krisengebieten u.a. psychotherapeutisch begleitet werden. Auch Frauen*häuser leisten wichtige Arbeit im Schutz vor Gewalt und der Bewältigung von Gewalterfahrungen. Um die Anonymität als Schutzfaktor jedoch gewährleisten zu können, bedarf es großer Anstrengungen.
  • die Erweiterung und Überarbeitung des Kriterienkatalogs für die Zulassung von Psychotherapeut*innen auf diverse sprachliche Kompetenzen und dass mehr muttersprachliche Psychotherapeut*innen in Köln eine Niederlassungserlaubnis bekommen, um dem erhöhten Bedarf an muttersprachlichen Psychotherapeut*innen in Ansätzen gerecht zu werden. An ausgebildeten muttersprachlichen Therapeut*innen mangelt es nicht. Wir bemängeln, dass sie derzeit keine Zulassung erhalten, da es laut der Kassenärztlichen Vereinigung in Köln eine Überversorgung von Psychotherapeut*innen gibt – die größtenteils keine Muttersprachler*innen sind.
  • den Ausbau von mehrsprachigen weiteren Therapiemöglichkeiten, die den Umgang mit Suchterkrankungen wie Alkohol-, Cannabis-, und Medikamentenabhängigkeit erleichtern. Selbsthilfegruppen wie das Blaue Kreuz und der Kölner Suchthilfe e.V. leisten wichtige Unterstützungsarbeit, allerdings ist es unbedingt notwendig, die Teilnahme an den Gruppen für Interessierte zu erleichtern sowie Unterstützungsmöglichkeiten für ihre Angehörigen und Kinder auszubauen. Und das insbesondere, weil das Risiko, im Falle einer Drogensucht keine Unterstützung zu erfahren und wenige Möglichkeiten zu haben, konkrete Angebote in Anspruch zu nehmen für Menschen besonders erhöht ist, deren Zugang zum Gesundheitssystem und gemeinschaftlichen Sozialleben aufgrund prekärer Lebensverhältnisse ohnehin eingeschränkt wird (wie für Menschen, die in Unterkünften leben und/oder illegalisierte Menschen, die untergetaucht auf der Straße leben müssen).
  • die Umsetzung von Quartierskonzepten, die kultursensible Aspekte beinhalten, um die Bedingungen dafür zu schaffen, dass Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung im vertrauten Wohnumfeld ein selbstbestimmtes Leben im Alter führen können. So sollten sie auch bei einer Pflegebedürftigkeit möglichst lange in ihrem Veedel versorgt sein. Zudem setzen wir auf ein vielfältiges Angebot an Pflege und Betreuung vor Ort. Alternative Wohnformen wie generationsübergreifendes Wohnen und Pflege-WGs wollen wir stärker fördern. Wenn ein selbstbestimmtes Leben in der eigenen Häuslichkeit nicht mehr möglich ist, müssen auch stationäre Pflegeeinrichtungen sich stärker interkulturell, diversitätssensibel und rassismuskritisch öffnen und mehr kultursensible Angebote entwickeln. Das SBK-Köln Mülheim hat bereits ein hervorragendes Konzept entwickelt. Neben der kultursensiblen ambulanten Versorgung fordern wir auch mehr kultursensible stationäre Angebote in Köln, um dem Mehrbedarf zu begegnen. Wir sehen zudem einen grundlegenden Bestandteil der Gesundheitsversorgung darin, den Umgang mit dem Tod und Trauer kollektiv, das heißt auch generationsübergreifend, bewältigen zu können. So müssen gerade auch in der palliativen Versorgung kultursensible Angebote stärker forciert werden.